Civitas Kencingin
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- Hauptkategorie: Burgen
- mittelalterliche Festungsstadt
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Stadt Kenzingen |
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Mauerrest der äußeren Stadtmauer Oberer Zirkel 77 |
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Alternativname(n) Schreibweisen |
civitas Kencingin, Chenzingen (1269), Kenzingen (1283), Kentzingen (1293), Kenntzingen (1461) |
Landkreis | Emmendingen |
Regierungsbezirk | Freiburg i. B. |
Entstehungszeit | um 1240 |
Stadtgründung | 1249 |
Stadtgründer | Rudolf II. von Üsenberg |
Urkundkiche Ersterwähnung |
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Älteste überlieferte Stadtrechtsurkunde |
1283 |
Erhaltungszustand der Stadtbefestigung |
Äußerer Stadtgraben, Mauerreste Stadtmauer, archäologische Befunde |
Geografische Lage | 48.19171/7.76852 |
Höhenlage | 177 m ü. NHN |
Stadt Kenzingen um 1300 |
Stadt Kenzingen 1249 gegründet
mittelalterliche Festungsstadt
Ältere Schreibweisen für Kenzingen:
- Chenziuga (1018 Jan. 5, Frankfurt Kaiser Heinrich II. bestätigt kirchlichen Besitz des Klosters Einsideln, Dorfsiedlung)
- Cancingen (1094, Dorfsiedlung)
- Johannes de kencingen (GLA KA 24/946 Ersterwähnung Kirnburg 1219 Nov. 16)
- scult° de kencingin Cvno de Sveichusin (GLA KA 24/946 Ersterwähnung Kirnburg 1219 Nov. 16, Schultheis von Kenzingen, Cuno von Schweighausen)
- Civitas Kencingin (Stadt, nach 1249)
- Chenzingen (1269)
- Kenzingen (1283 Stadtrechtsurkunde)
- Kentzingen (1293 GLA KA 21/4315, Rudolf von Üsenberg)
- Kenntzingen (1461 GLA KA 21/4302)
Rudolf I. von Üsenberg erhielt um 1200 die Güter der Vogtei des elsässischen Frauenklosters Andlau, die sich im nördlichen Breisgau befunden hatten. Zu diesem Besitz gehörten die Ortschaften Bleichheim, Wagenstadt, Nordweil,
Bombach, Dorf Kenzingen, Herbolzheim, Malterdingen, Sexau und andere. Dazu gehörte auch der Kirnberg bei Bleichheim. Auf dem Kirnberg ließ Rudolf I. von Üsenberg ab 1200 die Burg Kürnberg (Kirnburg) erbauen, die im Jahre 1219 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sein Sohn Rudolf II. von Üsenberg gründete 1249 die Stadt Kenzingen. Kenzingen war zuvor eine dörfliche Siedlung, die etwa 800 Meter weiter östlich der 1249 gegründeten Stadt lag, das Dorf Kenzingen wurde im Codex Laureshamensiss 772 erstmals erwähnt.
Kenzingen ist die erste von vier Städten im Landkreis Emmendingen, die im Mittelalter das Stadtrecht erhalten hatte. Nach Mahlberg (1223) in der Ortenau, war Kenzingen zwischen Offenburg und Freiburg in der Zeit von 1249 bis 1590 die zweite Stadtgründung an der alten Römerstraße, der heutigen Bundesstraße 3.
Noch heute prägt das Gesicht der Altstadt mit ihren Straßenzügen und Häusern das Stadtbild wie zur Zeit der Stadtrechtsurkunde von 1283. Jeder Bürger, der ein Haus errichten wollte bekam ein Grundstück von 30x50 Fuß (9,6x16m). Die Traufe des Daches hatte zur Straßenseite hin zu zeigen. Ein Zins für das Grundstück musste an den Stadtherrn entrichtet werden.
Zwei Stadttorte
Die Stadt Kenzingen hatte zwei Stadttore. Die beiden Türme wurden 1328 erstmals urkundlich erwähnt. Im dreißigjährigen Krieg wurde das südliche Stadttor stark beschädigt. Der Turm wurde nur notdürftig repariert und hatte danach nicht mehr seine ursprüngliche Höhe.
Im September 1826 wurden beide Türme durch das Landesvermessungsamt Karlsruhe vermessen. Der nördliche Turm mit seinen vier Geschossen hatte mit seinem Dachstuhl eine Gesamthöhe von 36 Meter, der Dachstuhl hatte eine Höhe von ca. 12 Meter. Der Grundriss beider Türme hatte eine Seitenlänge von je 9,6 Meter. Die Breite der Durchfahrt betrug 4 Meter, die Höhe 4,5 M. Die Seitenlängen des Burgfrieds der Burg Kürenberc bei Bleichheim betrugen ebenfalls 9,6 Meter.
Im Jahre 1838 wurden beide Stadttore abgerissen.
Die innere Stadtmauer
Die innere Stadtmauer wurde erstmals 1275 urkundlich erwähnt. Die innere Stadtmauer war 1283 vollständig fertiggestellt, sie wird in diesem Jahr als Ringmauer beschrieben. Sie hatte eine Höhe von etwa 10 Meter.
Die äußere Stadtmauer
Die äußere Stadtmauer bezeichnet man auch als Zwingmauer. Sie hatte eine Höhe von ca. 3 Meter.
Der Stadtgraben (innerer Stadtgraben)
Der Stadtgraben ist ein Befestigungsgraben und diente der Verteidigung. Der innere Stadtgraben im Bereich der heutigen Straßen "Unterer Zirkel" und "Oberer Zirkel". Der innere Stadtgraben lag trocken und besaß an der Grabensohle eine Entwässerungsrinne, die mit zwei kleinen Mauern in einem Abstand von einem Meter eingefasst war. Der innere Stadtgraben wurde im Jahre 1318 durch den Stadtherren Hugo von Üsenberg an seine Bürger zu ihrem Eigen übergeben. Die Bürger der Stadt mussten seitdem für die Reparaturen und Instandhaltung auf eigene Rechnung tragen.
Kleine Elz (äußerer Stadtgraben)
Die Kleine Elz wird im Gewann "Altes Grün" (Grin = Sandbank) von der "Großen Elz" abgeleitet und fließt im Bereich westlich der "Mühleinsel" wieder in die "Große Elz" ein. Die "Kleine Elz" wird auch als äußerer Stadtgraben bezeichnet. Vermutlich wurde die "Kleine Elz" zur Entwässerung des Umlands um die Stadtanlage angelegt. Die "Große Elz" hatte vor der Erstellung des Leopoldkanals zweimal im Jahr Hochwasser. Somit konnte das überschüssige Wasser bei Überschwemmungen durch die "Kleine Elz" von der mittelalterlichen Stadt ferngehalten werden.
Weblinks:
- BZ-SERIE: Der Wert Canzos für Kenzingen
- Graduale cisterciense (Wonnentaler Graduale) - U. H. 1
Kloster in Kenzingen
Quelle: Badische Landesbibliothek
http://digital.blb-karlsruhe.de/blbhs/content/titleinfo/192518 - Dr. Bertram Jenisch, "Vom archäologischen Befund zur Rekonstruktion - Warum erstellt man archäologische Rekonstruktionen?",
Die Pforte 37. und 38. Jahrgang.2017/2018: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0017 - Hans-Jürgen van Akkeren, Rekonstruktionszeichnungen der mittelalterlichen Festungsstadt Kenzingen, Aquarellierte Federzeichnungen
Die Pforte 37. und 38. Jahrgang.2017/2018: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-2018-37-38/0021
Aquarellierte Rekonstruktionszeichnung der mittelalterlichen Stadt Kenzingen um 1530
Link: https://youtu.be/nnxLQ7lmAZQ Film: Hans-Jürgen van Akkeren © 2022 Das "Castrum Kenzingen" 1094 urkundlich erwähnt. |
Erstnennung | Bezeichnung | Lokalisierung |
773 | Als "in Kencinger marca" wird das alemannische Dorf erstmals urkundlich im Lorscher Codex erwähnt. | Lorscher Codex |
8-10 Jhd. | Befestigung auf dem Nierlingsberg, frühmittelalterliche Burg | Nierlingsberg |
1094 | castrum Cancingen (Kuppelburg) | kl. Festungsanlage im gewann Eierkuchen |
1147 Jan. 27. | Papst Eugen III. nimmt auf Bitten des Priors Albert das Kloster St. Peter in seinen Schutz und bestätigt dessen Besitzungen, darunter auch eine curtis (Hof) im Dorf Kenzingen. | http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-3881692-1 |
1203 | castri chornberc (Kastenbuck) | befestigter Kornspeicher bei Bleichheim |
1219 | Burg Kürnberg (Urkunde 16.11.1219), erbaut zwischen 1200 - 1219 | Burg auf dem Kirnberg bei Bleichheim |
1242 | Burkadus rector scolarum (Schullehrer) | Zeuge in Urkunde Grundstückskauf |
1249 | Ladhof (Schiffsanlegestelle Elz) | Elz im Bereich heutiger Bahnhof |
1249 | Gasthof Hirschen (Kellerfenster 70 cm über Str. | Hauptstr. 7/9 |
1249 | Stadtgründung | heutige Stadt Kenzingen |
1267 | Gerichtslaube (1777 Kaufhaus) | Hauptstr. 17, Ecke Brotstr. |
1275 | innere Stadtmauer | Stadtmauer bei der Stadtkirche |
1275 | St. Peter Kirche erwähnt, Kirche aber schon älter | Gewann Petersbreite |
1275 | Ersterwähnung der Stadtkriche Kenzingen | Kirchplatz 1 |
1283 | innere Stadtmauer | Stadtrechtsurkunde "ringmur" |
1292 | Für 1292 Nordturm der Stadtkirche dendrochronologisch nachgewiesen | Kirchplatz 1 |
13. Jhd. 2 Hlft. | Innerer Stadtgraben erbaut | |
1299/1300 |
Haus am Schwabentor |
an der Stadtmauer |
1300 | Zwingmauer http://www.bauforschung-bw.de/objekt/id/101212359427/scheune-in-79341-kenzingen/ |
Oberer Zirkel 41 PDF-Beschreibung |
13. Jhd. |
Vorburg und Meierhof werden erbaut, Verwaltungszentrum |
Burg Kürnberg bei Bleichheim |
1300 | Eine Gerichtslaube wird erwähnt | Hauptstr. 17, Ecke Brotstr. |
1300 | Fresken im Kreuzgewölbe des Südturms auf 1300 datiert | Kirchplatz 1 |
1304 | Grangie/Stadthof Kloster Tennenbach | Spitalgasse/Klostergasse |
1311 | Johannitermembrum (Großes Areal) | Metzgerstr 6 |
1317-41 | Ladhoftor (Tennenbacher Güterbuch) | Stadtmauer Eisenbahnstraße |
1318 | Innere Stadtgraben wird den Bürgen als Eigen übergeben | Häuser werden gegen die Stadtmauer gebaut |
1326 | altes Spital mit Scheune und Spitalkapelle | Unterer Zirkel 10-24 |
1327 | Stadtgraben "burger graben" | Bereich Spitalgasse |
1327 | "Bürger Graben" werden Häuser angebaut | Bereich Spitalgasse |
1328 | Niederes Tor (nördl.) | bei Bäckerei Bilharz |
1328 | Oberes Tor (südl.) | Hauptstr. 41 und 56 |
1328 | Garten vor dem Tor zu dem Spital | heute Schulstraße 2-4 |
1328 | Tennenbacher Hofstette | nordwestl. Teil der Stadt beim Graben |
1343 | Herrschaftshof/Amtshaus (Stadtburg der Üsenberger) | Eisenbahnstr. 12, 14 |
1351 | Tränktor, Trengtorlin | nicht lokalisiert/Nähe oberes Tor |
1351 | Regalhaus beim Kirchplatz | nicht lokalisierbar |
1352 | Stadtmühle an der Elz (zweiten Hälfte 13. Jhd. erbaut) | Mühlestraße 25 |
1352 | Fridrich von Üsenberg verkauft Burg K. und Stadt K. an Heinrich IV. von Hachberg | Kürnburg und Kenzingen |
1353 | St. Georg Kirche erwähnt, Kirche aber schon älter | Gewann Georgenbreite |
1355 | Schulhaus | Kirchplatz beim Predigerhaus |
1365 | Gutleuthaus, Leprosen- Siechenhaus (Aussetzige) | Offenburger Str. 18 |
1369 | Üsenberger Herrschaftshof "Hus in Kapellen gassen" und Ackerhof gehen and die neue Herrschaft Herzog Leopold von Österreich | |
1373 | Andlau verkauft die St. Peter Kirche an die Freiburger Johanniter | Gewann Petersbreite |
1395 | oberes und unteres Spital | Unterer Zirkel 10-24 |
1395 | Haus uff der ringmur gegen dem spital über | vermutlich Unterer Zirkel hinter Bäckerei Bilharz |
1395 | oberes und unteres Spital (vermutlich getrennte Anlagen) | Unterer Zirkel 10-24; Offenburgerstr. 18 |
1399 | ein Haus "uff den ringmuren" | nicht lokalisiert |
1399 | Hof uf der ringkmoren gegen dem spital über | vermutlich Unterer Zirkel hinter Bäckerei Bilharz |
14. Jhd. | Zwinger/Äußre Stadtmauer | oberer/unterer Zirkel |
1410 | neue Badstube, Bestand auf alter erbaut | Metzgergasse (Langestraße) |
1421 | Spitalhof mit Spitalkapelle | Bereich Spitalgasse |
1463 | vor 1463 tagte der Rat in der Ratslaube | Obergeschoss der Gerichtslaube Hauptstr. 17 |
1463 und 1485 | Rathaus (Vorgängerbau des heutigen Rathauses ?) | nicht genau lokalisiert |
1467 | Patronatsrechte des Abtes Kloster Einsiedeln zu St. Georg (Kirchlein im alten Kenzingen) | Gewann Georgenbreite |
1484 | die Metzig/der Metzgerhof (seit 1422 Zunft) | Metzgergasse (Langestraße) |
1484 | Metzgerhof (Zunfthaus der Metzger) | Metzgerstraße Flst. Nr. 106 |
1486 | Wonnentäler Hofstätte in der "Wingassen" | Weingasse heute Spitalstr |
1493 | St: Peter wurde den Johannitern inkorporiert | Gewann Petersbreite |
1494 | Bei der Kirche St. Peter wird ein Bruderhaus eingerichtet | Gewann Petersbreite |
1496 | Zunfthaus, Stadtschreiberei, Zunftstein mit 18 Wappen | Mühlestraße 10 |
1499 | St. Anna-Kirche | Klostergasse/Einfahrt AWO bei FW |
1515 | Burg Kürnb. und Stadt Kenzingen gehen an W.v.Hürnheim z.T. | Kürnburg und Kenzingen |
1520 | Neubau des heutigen Rathauses durch W.v.Hürnheim z.T. | Hauptstr. 15, heutiges Rathaus |
1520/1528/37 | Rathaus, nochmals erwähnt | Hauptstr. 15, heutiges Rathaus |
1529 | Alte Badstube | Spitalgasse ? |
1529 | Alte Badstube | Spitalgasse ? |
1637 | Schanzen zur Verteidigung wurden aufgeworfen | Bereich Offenburger Str. 18 |
1656 | Neues Schulgebäude mit Schulstube und Lehrerwohnung | am Kirchplatz |
1656 | Schulacker zur Versorgung des Schulmeisters | Acker bei der St. Peter Kirche |
1661 | altes Haus der Rebzunf noch nicht wieder aufgebaut | in der Hauptstraße |
1662 | neues Spital | heutige AWO |
1662 | Neu aufgebauter Spitalkomplex grenzte an den Herrschaftshof | Bereich Spitalgasse |
1687 | Das Leprosenhaus wurde ausgebessert, wieder eingerichtet | Offenburger Str. 18 |
früh. 17. Jhd. | Herrschaftshaus Bettschold-Blumeneck | Alte Schulstr 20 |
17. Jhd. | altes Rentamt | Hauptstraße 35 |
17. Jhd. | Armenhaus, Teil des Spitals (war wohl schon älter) | Metzgerstr. 17 |
1739 | altes Amtsgericht | Oberer Zirkel 95 |
1768 | Gumpsches Haus, Amtshaus, Archiv, Wartezimmer, Registratur | Hauptstraße 50 |
1768 | Neubau des im 30-Järhigen Krieg zerstören Herrschaftshauses | Eisenbahnstr. 12, 14 |
1779 | Hausstatt, eine Scheune, Keller, Spitalkapelle | zwischen den Mauern beim niederen Tor |
1779 | Der Plan von Alexander Harscher zeigt St. Peter Kirche mit Friedhof | Gewann Petersbreite |
1798 | Gasthof Kranz - Brauerei (ehemals Gutleuthaus) | Offenburger Str. 18 |
1798 | Bierbrauer Martin Bilharz erwirbt das Leprosenhaus und richtet eine Bierbrauerei ein | Offenburger Str. 18 |
18. Jhd. | Schwabentor, wohl schon als Durchgang, älter | Brotstraße |
1806 | St. Peter Kirche wird versteigert und abgerissen | Gewann Petersbreite |
1825 | Domänenamt | Offenburger Str. 10 |
1826 | Schule wurde eingerichtet Bettschold-Blumeck-Haus | Alte Schulstr 20 |
? | Stadtscheune | Kirchplatz 12 |
? | Ackerhof für herrschftl. Güter in der Stadt | Kieselquerstr / Kieselstr |
Text/Fotos 2011: Hans-Jürgen van Akkeren
Quelle: Dr. Bertram Jenisch 20003, Archäologischer Stadtkataster Band Nr. 22 Kenzingen