Bollschweil-St. Ulrich - Birchiburg
- Details
- Hauptkategorie: Burgen
- Burgen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
- Zugriffe: 7887
Birchiburg | |
Archäologische Ausgrabung Foto: Matthias Fröhlich |
|
Alternativname(n) | Burg Birkenberg, ze birchiberg, burge ze Birchibergen (1347) |
Landkreis | Breisgau-Hochschwarzwald |
Gemeinde | Bollschweil |
Entstehungszeit | 13. Jhd. |
Ersterwähnung des Bergbaus |
1291 |
Ersterwähnung der Burg |
1347 |
Burgentyp | Höhenburg |
Lage | Hanglage |
Verwendungszweck | Schutz des Bergbaureviers |
Erhaltungszustand | Mauerreste |
Geografische Lage | 47.90579/7.82950 |
Höhenlage | 515,6 m ü. NHN |
Verein | birchiburg.de |
Die Birchiburg bei Bollschweil-St. Ulrich
Die Birchiburg und das mittelalterliche Bergbaurevier am Birkenberg
Dr. Christel Bücker
Burgstelle erkennbar - wenige Mauerreste
Beschreibung
Das Zentrum des mittelalterlichen Bergbaureviers am Birkenberg zwischen Bollschweil und St. Ulrich wurde im Mittelalter von der Birchiburg beherrscht. Neben dem militärischen Schutz des Bergbaureviers und der Bergleute diente die Burg als Sitz der lokalen Bergherren. Das waren Mitglieder der einflussreichen und weit verzweigten Familie Snewlin, einer Patrizierfamilie aus Freiburg, die das Lehen mit dem Recht zum Bergbau auf Silbererze vom Straßburger Bischof bekommen hat. Die Birchiburg wird erstmals im Testament des Ritters Johannes Snewlin im Jahre 1347 erwähnt, aber schon 1291/92 ist urkundlich belegt, dass der Bergbau am Birkenberg in der Hand der Snewlins ist. Bereits 40 Jahr später im Jahre 1385 berichtet eine Urkunde von der völligen Zerstörung der Burg. Auf den Trümmern der Burg wurde um 1390 ein unbefestigter Wohnsitz errichtet. 1418 ist überliefert, dass Konrad Snewlin am Birkenberg wohnt.
Der Standort der Birchiburg wurde erst nach einem Schneebruch im Winter 1886/87 vom Freiburger Stadtarchivar Adolf Poinsignon wieder entdeckt, als durch umgestürzte Bäume Mauerreste der Burg zum Vorschein kamen. Nach den Ausgrabungen von 1998 bis 2004 wurde der Bergbaulehrpfad am Birkenberg vom Freundeskreis Birchiburg e.V. eingerichtet. Im Jahre 2016 wurden die Mauerreste der Burganlage saniert, mitfinanziert durch die Gemeinden Bollschweil und Bad Krozingen sowie mit Fördermitteln des Naturparks Südschwarzwald.
Die Ausgrabung der Burg
Schon vor der Ausgrabung konnte man im Wald die Burggräben um die Birchiburg deutlich erkennen, als im Rahmen des Bergbauprojektes des Institutes für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Freiburg 1998 mit den Ausgrabungen im Burgareal begonnen wurde. Bereits bei dem ersten Grabungsschnitt an der höchsten Erhebung zeigte sich die erstaunlich gute Erhaltung der Mauern, wobei sich im Laufe der Grabungen zeigte, dass die Ringmauer noch bis zu 5 m hoch erhalten ist. Die Befestigungsanlage am Birkenberghang besteht aus einem in den Fels gehauenen Grabensystem mit rechteckigem Grundriss und hat eine Grundfläche von 42–52 m Breite und 70 m Länge (0,34 ha). Der Burggraben hatte streckenweise eine Breite von 10–15 m.
Die Auswertung der Ausgrabungen im Burgareal zeigen, dass insgesamt sechs Bauphasen zu unterscheiden sind. In der ersten Phase wurde um 1220 zunächst nur der Wohnturm von 6 x 6 m Grundfläche als Verwaltungszentrum des Bergbaureviers errichtet. Eine Außentreppe führte zu den Obergeschossen hinauf, die vermutlich in Fachwerktechnik ausgeführt waren. Hier befanden sich die eigentlichen Wohnräume. Etwa 50 Jahre später wurde an der Ostseite ein erster Erweiterungsbau angebaut. In der dritten Phase um 1280 entstand die Ringmauer mit 1,60 m Dicke und um 1310 der große Wohnbau westlich des Turmes mit etwa 7 x 10 m Grundfläche. Anfang des 14. Jahrhunderts baute man die mächtige Schildmauer mit bis zu 3,15 m Dicke an der südlichen Hangseite. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Burg teilweise zerstört und ist direkt im Anschluss wieder aufgebaut worden. 1377/78 ist überliefert, dass die gesamte Burg von den Freiburgern komplett zerstört wurde. Auf den Trümmern der Burg entstand um 1390 nur noch ein unbefestigter Wohnsitz.
Zeittafel zu Burg und Bergbau am Birkenberg
(Burgphasen und Zeitleiste zum Birkenberg nach Matthias Fröhlich 2013 mit Ergänzungen)
868 | Eine Urkunde verweist auf Rodungen entlang der Möhlin im Umfeld einer Klosterzelle (cella) bei St. Ulrich. |
1028 | Kaiser Konrad II. verleiht dem Baseler Bischof Rechte an Silbergruben im Breisgau. Dies bezeugt den bereits existierenden Silberbergbau in der Region. |
1087 | Unter Mithilfe der Nimburger Grafen erfolgt die Umsiedlung der Cluniazenser Mönchsgemeinschaft von Grüningen (heute eine Wüstung bei Oberrimsingen) in das obere Möhlintal nach Zell oder Wilmarszell (heute St. Ulrich). |
12. Jh. | Unter dem Nimburger Grafen, der dem Kloster als Vogt vorstand, beginnt vermutlich der Silberbergbau am Birkenberg. Scherbenfunde aus den Bergbauhalden belegen am Ende des 12. Jahrhunderts bereits einen umfangreichen Untertagebergbau. |
Um 1220 | Burg Phase 1: Errichtung des Wohnturms als Verwaltungszentrum des Bergbaureviers. |
Um 1250 | Burg Phase 2: Anbau eines Erweiterungsbaus östlich des Wohnturmes. |
1266 | Der Straßburger Bischof Heinrich IV. klagt gegen Konrad Snewlin (genannt der Junge) wegen der überfälligen Rückgabe eines nicht näher bezeichneten Pfandgutes. |
Um 1280 | Burg Phase 3: Errichtung der Ringmauer. |
1291 | Ersterwähnung des „mannlehen ze birchiberg“ in einem Ehevertrag des Konrad Snewlin. |
Um 1310 | Burg Phase 4: Errichtung des großen Wohnbaus westlich des Turms. |
1317/18 | Zwei Urkunden erwähnen Silbermühlen und Schmelzhütten entlang der Möhlin. |
1325/50 | Burg Phase 5: Ausbau der hangseitigen Angriffsseite der Burg mit einer Schildmauer. Brandschutt belegt eine zuvorige Zerstörung der Burg durch Feuer. Dendrodaten von zwei Deckenbalken datieren den Wiederaufbau in die Jahre 1325/50. |
1347 | Ersterwähnung der Burg im Testament des Ritters Johannes Snewlin (genannt der Gresser). (FUB Bd.1, S. 369, H. Schreiber 1828) |
1379 | Der erste Urfehdebrief des Conrat von Urach stellt einen terminus ante quem für den Angriff auf die Burg dar. |
1385 | Der zweite Urfehdebrief der beiden Brüder Konrad und Hermann Snewlin bietet einen terminus post quem für die Rückkehr Konrad Snewlins an den Birkenberg. |
Um 1390 | Burg Phase 6: Errichtung eines unbefestigten Wohnsitzes in den Trümmern der Burg. |
1406 | Eine Teilungsurkunde zum Bergbaurevier „núewe birchi-berg“ bezeugt erneut den Silberbergbau am Birkenberg. |
1418/19 | Konrad Snewlin nennt sich in zwei Urkunden nun „von Birchiberg“ und betont in der Urkunde von 1418, dass er „seßhaft am Birchiberg“ sei. |
Nach 1418 | Burg Phase 7: Zerfall der letzten Bebauung, sporadische Nutzung des Geländes. |
15. Jh. | Ende des Bergbaus am Birkenberg. |
1803 | Die Gemeinde Schlatt kauft den Wald am Birkenberg von Franz Xaver Snewlin Bernlapp, Freiherr von Bollschweil. |
1886/87 | Bei einem Schneebruch im Winter werden die Überreste der Birchiburg von Adolf Poinsignon wiederentdeckt. |
1987–2004 | Archäologische Untersuchungen im Bergbaurevier und der Burganlage am Birkenberg. |
2003 | Gründung des „Freundeskreis Birchiburg e.V.“. |
2004 | Eröffnung des Bergbau-Lehrpfades am Birkenberg. |
2016 | Sanierung der Burgmauern am Birkenberg. |
Gesamtplan der ausgegrabenen Befunde der Birchiburg (Grafik Michael Hoeper, nach Matthias Fröhlich 2013)
Zeichnerische Rekonstruktion der Birchiburg (Grafik Michael Hoeper, nach Matthias Fröhlich 2013)
Plan: Der historische Bergbaulehrpfad am Birkenberg: Topographische Geländeaufnahme der Bergbauspuren und der Birchiburg (Grafik Michael Hoeper, nach Goldenberg/Fröhlich 2013 sowie der Erzgänge nach W. Werner und H.J. Franzke)
Auf dem Bergbaupfad abwärts Richtung Snewlinhütte und Staudamm (Foto Archäologie-Werkstatt)
Die Ruine Birchiburg von der Aussichtsplattform aus gesehen (Foto: Archäologie-Werkstatt)
Die Ringmauer der Birchiburg während der Ausgrabung im Jahre 2000 (Foto: Matthias Fröhlich)
Es lohnt sich, mit Taschenlampe einen Blick in das Stollenmundloch zu werfen (Foto Archäologie-Werkstatt)
Unter Tage: Man erkennt die Spuren des Erzabbaus mit Schlägel und Bergeisen (Foto Gert Goldenberg)
Blick in den Verhau mit Radstube (Foto Archäologie-Werkstatt)
Literatur:
- Gert Goldenberg, Matthias Fröhlich, Der Birkenberg bei Bollschweil – St. Ulrich. Ein Bergbaurevier aus dem Mittelalter. Hrsg. vom Freundeskreis Birchiburg e.V. Bollschweil 2013.
-
Matthias Fröhlich, Burg und Bergbau im südlichen Schwarzwald – Die Ausgrabungen in der Burg am Birkenberg (Gde. Bollschweil-St. Ulrich). Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland Band 20, hrsg. von H.U. Nuber, K. Schmid, H. Steuer, Th. Zotz (Jan Thorbecke-Verlag Ostfildern 2013) → Literatur digitalisiert - Burg und Bergbau im südlichen Schwarzwald der Burg am Birkenberg
Termine und Veranstaltungen:
Förderverein Museum Bad Krozingen e. V.
Mit freundlicher Unterstützung durch www.archaeologie-werkstatt.de