Hammerschmiede im Kenzinger Muckental - Bleichtal
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Die Hammerschmiede im Kenzinger Muckental - Bleichtal
Der Hammer im Kenzinger Muckental
Von Reinhold Hämmerle, Herbolzheim
Film: Hans-Jürgen van Akkeren 2014 Link: http://youtu.be/DgtOEqosM_U |
Auf der Kenzinger Talseite, dem Muckental, findet sich im Kellergeschoß des Gasthauses "Zur Hammerschmiede“ eine der letzten gut erhaltenen Hammerschmieden des Schwarzwaldgebietes. Sie ist zugleich jüngste und derzeit einzige noch kontinuierlich betriebene Wasserkraftanlage im Bleichtal, Im Jahr 1867 vom damaligen Muckenmüller Joseph Wehrte errichtet, sollte sie seinem Sohn Rudolf als künftige Existenzgrundlage dienen. Er hatte den Beruf des Hammerschmieds erlernt und da in der Umgebung ein ständiger Bedarf an einfachen land- und forstwirtschaftlichen Geräten und Steinbruchwerkzeugen bestand, lässt sich diese Entscheidung leicht nachvollziehen.
Folgende Grundvoraussetzungen waren gegeben:
- Der Bleich- und Muckenbach spendeten ein durchgängiges Wasserangebot
- Es bestand unterhalb der Muckenmühle noch ein nutzbares Gefalle
- Der Antransport des Eisenhalbzeuge von den neuen Bahnstationen in Herbolzheim und Kenzingen konnte ganzjährig und unkompliziert abgewickelt werden
- Es bestand ein regionaler Abnahmemarkt, da das Werk zur damaligen Zeit konkurrenzlos war und anders als Dorfschmieden größere Materialquerschnitte verarbeiten konnte
So entschloss sich also Joseph Wehrle ca. 80 Meter unterhalb der familieneigenen Mühle ein eingeschossiges Schmiedegebäude zu errichten. Es hatte eine Länge von 13,8 Metern und eine Breite von 7,3 Metern. Die massiven Wände aus nahe gelegenen Sandsteinbrüchen erhielten eine Stärke von 75 cm. Lediglich der Boden des Betriebsraumes musste wegen der Drehmomentabnahme auf den Wendelbaum der beiden Hämmer ca. 1,5 Meter unter Flur gelegt werden. Auf der Südseite des Gebäudes erfolgte in der Reihenfolge Hammerrad, Gebläserad, Schleifrad der Einbau oberschlächtiger Wasserräder. Das Hammerrad mit einem maximalen Schluckvermögen von 400 l/s hat einen Durchmesser von 2,80 Meter und ein Leistungsvermögen von 9 PS. Die sechskantige Hammerwelle aus Eichenholz überträgt die Drehbewegung (ca.10 U/min) sodann in das Werk; sie hat eine Länge von 7,20 Meter und ein Gewicht von 4 Tonnen. Dort galt es zu Betriebszeiten das glühende Eisen auf dem Streckhammer zuzurichten und später dann auf dem leichteren Glätthammer die Oberfläche zu glätten. Beide Hämmer wurden über Nocken am Wendelbaum angetrieben und führten in der Minute zwischen 120 und 140 Schläge durch. Ursprünglich scheint noch ein weiterer Hammer geplant gewesen zu sein, was an einer dritten Öffnung im Hammergerüst ersichtlich ist. Als nächstes und kleinstes der drei Räder an der Hammerschmiede folgt dann das 2,20 Meter hohe Gebläserad, dessen Radwelle über eine Zahnradübersetzung die Drehung zu einer Transmission an der Schmiededecke übertrug und gleichzeitig das Gebläse der Schmiedeesse betrieb: Erst ein starker Luftstrom ins Kohlenfeuer der Esse brachte dem Schmied die erforderlichen Hitze um so die Eisenteile weißglühend auf Hammerbär und Amboß zu bringen. Die ebenfalls vom Gebläserad angetriebene Transmissionswelle betätigte dazu noch in neuerer Zeit über einen Lederriemen eine schwere Standbohrmaschine und den Stromgenerator einer bescheidenen Lichtstromanlage. Das letzte und größte Wasserrad betrieb bei 10 U/min ebenfalls über ein einfaches Zahnradgetriebe den Schleifstein. Im Durchmesser 3,30 Meter messend, jedoch mit dem halben Schluckvermögen des Hammerrades drehend, erbrachte es ca. 5 PS. Am Stein selbst, der neu eingebaut einen Durchmesser von 2 Metern hatte, schärften bzw. schliffen zwei Arbeiter das verkaufsfertige Endprodukt Hacke, Axt, Brecheisen, Pickel oder Säsle. Das Bauwerk blieb zusammen mit der Muckenmühle nicht lange im Eigentum der Familie Wehrle. Um 1880 ging das ganze Anwesen durch Einheirat an den Schmied Valentin Feißt , der dann zur Jahrhundertwende die Schmiede um ein Wohngeschoß aufstockte, wozu auch ein Verkaufsraum gehörte. Die rege Geschäftstätigkeit und eine zunehmende Frequentierung der neu angelegten Bleichtalstraße nach Ottoschwanden und Schweighausen brachte es mit sich, daß die Hammerschmiede bald zur beliebten Etappenstation wurde und nach dem ersten Weltkrieg als "Gasthaus zum Waldhorn" die Beherbergungstradition des oben anliegenden Gasthauses" Kreuz" im Muckenbaschishof übernahm. Da der Betrieb einer Hammerschmiede nie dazu prädestiniert war mit der industriellen Fertigung von Werkzeugen schritt zu halten, kam mit dem "Wirtschaftswunder" auch das Ende dieses Werkes. Modernisierungen oder Pflegemaßnahmen an der technischen Einrichtung unterblieben und als 1967 der letzte Hammerschmied Josef Feißt starb, ruhte fortan auch der Hammer. Da das Muckental jedoch erst 1987 eine öffentliche Stromversorgung erhielt, drehte sich zumindest ein Wasserrad zur Eigenstromversorgung weiter. Als ein verheerendes Hochwasser im Jahr 1987 weite Teile des Bleichtals heimsuchte, wurde auch die im ursprünglichen Zustand verbliebene Hammerschmiede verwüstet. Es gelang jedoch Uwe Feißt in den Folgejahren unter Aufbietung vieler Arbeitsstunden, nicht nur die Schäden zu beseitigen, sondern auch die Schmiede als kleines technisches Museum in einen funktionsfähigen Zustand zu versetzen. Ein Wasserrad betriebener Generator speist darüber hinaus seit 1997 rund um die Uhr Strom in das öffentliche Stromnetz ein.
Für den Erhalt der Hammerschmiede werden dringend Spenden benötigt, damit das technische Kulturdenkmal weiterhin erhalten bleibt.
Spendenkonto:
Heimat-und Verkehrsverein Kenzingen e.V.
Bankverbindung:
Sparkasse Freiburg
BLZ.: 680 501 01
KTN.: 22055514
Kennwort: Hammerschmiede