Burg Riegel
Burg und Michaelskapelle Riegel am Kaiserstuhl - Luftbuldaufname Hans-Jürgen van Akkeren 2014
Luftbildaufname Hans-Jürgen van Akkeren 2014
 Alternativname(n)  castro Riegol
 Landkreis  Emmendingen
 Gemeinde  Riegel
 Entstehungszeit  anfang 11. Jh.
 Ersterwähnung  zwischen 1152-1171
 Burgentyp  Höhenburg
 Lage  Spornlage
 Erhaltungszustand  Burgstall, Grabenanlage
 Geografische Lage  48.14733/7.75216
 Höhenlage  241 m ü. NHN

Riegel - Burg Riegel (castro Riegol)

 

 

Burgstelle erkennbar, wenig Ruinenreste. Kapelle erhalten.

 

Lage

Die Burgstelle befindet sie südlich von Riegel in 241 m Höhe auf dem heutigen Michaselsberg, einem Ausläufer des Kaiserstuhlmassivs.
Riegel bildete zusammen mit Sasbach das Zentrum des umfangreichen Königs- und Reichsgutkomplexes im Breisgau, des Kaiserstuhls und seiner Umgebung.

Über die Gestalt und Baugeschichte der Burg lässt sich heute keine verbindliche Aussage treffen. Vermutlich wurde die Burg Riegel von den Zähringer Herzögen Mitte des 12. Jh. als Vögte des Klosters Einsiedeln durch dessen Auftrag erbaut. In der Literatur wird unter Verweis archäologischer Funde eine hallstattliche oder merowingerzeitliche Befestigung angenommen. Über das Ende der Burg Riegel ist nichts bekannt. Sie wird eindeutig im Jahre 1399 letztmals genannt.

Die mittelalterliche Burganlage gliederte sich in drei ablesbare Bereiche ab: den kegelstumpfförmigen Burgberg, heute Kapellenberg, sowie die vordere und hintere Burg. Die Gräben wurden rund um den Kapellenberg angelegt und somit der Burgplatz aus dem Areal herausmodelliert. Die Ringmauer hat sich weitgehend erhalten.

Seit 1465 erhebt sich die weithin sichtbare Michaelskapelle über den Resten der abgegangen Hauptburg. Den ältesten Teil der Kapelle bildet der spätgotische Chor. Das Langhaus stammt aus der Zeit des Umbaus des frühen 18. Jh. Ob die St. Michaelskapelle schon in der Burg einen Vorgänger hatte, bleibt offen. Denn die Annahme, dass die Kapelle auf dem Michaelsberg stand, wie es in der älteren Ortsgeschichte beschrieben wird, erbringt ebenso wenig einen Beleg dafür, wie die Lokalisierung der im 10. Jh. genannten Michaelskirche zu Riegel. Es ist möglich, dass die Michaelskirche zuvor an anderer Stelle gestanden hat.

Geschichte

762 Nach einer wohl im 12. Jh. verfälschten oder gefälschten Urkunde stattete Bischof Heddo von Straßburg laut seinem Testament sein Eigenkloster Ettenheimmünster mit Güter in Riegel aus.

781 Eine Hildegrund überträgt ihre Güter in der villa Riegel an die einige Jahre zuvor gegründete Abtei Lorsch.

9. Jh. In Riegel und Sasbach werden Königshöfe angenommen. Sie sind Stationen des Kaiser Karl III. und Kaiser Otto III.

862 König Ludwig der Deutsche überträgt seinem Sohn die Orte Riegel und Endingen.

10. Jh. Die Abtei Einsiedeln erlangte zahlreiche Güter im Bereich des alten Kaiserstühler Reichsgutkomplexes: die curtis Riegel mit dem loca Endingen, Wöllingen (einer abgegangen Siedlung bei Wyhl), Kenzingen, Teningen, Burkheim, Bahlingen, Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten, Liel, Tutschfelden, Riedlingen und Unterbirken. Diese Güter stammten aus dem Besitz eines Grafen Guntram, den König Otto I. 952 auf dem Augsburger Reichstag beschlagnahmen ließ.

10. Jh. Eine Einsiedler Handschrift nennt die Martinskirche zusammen mit den anderen Kirchen zu Riegel, St. Michael, St. Maria und St. Stephan. Diese vier Kirchen bestanden nebeneinander und stehen für die verschiedenen Grundherrschaften und Siedlungskerne, die in Riegel bestanden haben.

1004 Riegel wird in einem Diplom König Heinrichs II. als curtis regii quondam iuris, als ein ehemaliger Königshof bezeichnet. Die Riegeler curties übernahm offenbar auf Grund ihrer ehemaligen Qualität als königlicher Hof im Reichsgutkomplex die Funktion einer Verwaltungszentrale für die Breisgaues Güter des schwäbischen Klosters. Der Fronhof des grundherrschaftlichen Höfeverbands stand an der Stelle des heutigen Friedhofs, auf der Flur dem Fronhofbuck.

1148 In Riegel verfügen die Grafen von Nimburg über Güter und Herrschaftsrechte.

11. Jh. Als Vögte des Klosters Einsiedeln in Riegel werden ein Dietrich und danach sein Sohn Hesso genannt. Dieser Hesso wird zu der im Breisgau weitverzweigten Familie der Hessonen gezählt. Zu den Nachfahren dieser Hessonen werden die Grafen von Nimburg und die Herren von Üsenberg eingestuft.

1094 Durch Zuwendungen eines Dietrich gelangte das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen zu Güter in Riegel. Dieser Dietrich ist möglicherweise identisch mit dem Dietrich von Emmendingen. Wahrscheinlich war er Ministeriale der Grafen von Nimburg.

12. Jh. Ersterwähnung der Burg Riegel. Anlässlich eines Aufenthalts (zwischen 1152 und 1171) Herzog Bertolds IV. von Zähringen und seinem Sohn in castro Riegol wird die Burg erstmals erwähnt. Der Herzog vollzog eine Schenkung seines Ministerialen Werner von Roggenbach und dessen Söhne an das Kloster Tennenbach. Dieser Werner von Roggenbach ist wahrscheinlich als Burgherr des Zähringer Herzogs in Riegel eingesetzt worden. Werner von Roggenbach ist mehrfach als Zeuge bei Rechtsakten des Herzogs in Erscheinung getreten. Wie die Herzöge von Zähringen in Riegel zu Besitz kamen, bleibt unklar. Wahrscheinlich vor 1161 über die Einsiedler Vogtei, welche die Zähringer auf die Roggenbacher als Untervögte übertragen hatten.

1200 Die Grafen von Nimburg verkaufen ihre Herrschaft zu Riegel an den Bischof von Straßburg und beteiligen sich als Kreuzfahrer und Tempelritter am vierten Kreuzzug.

1214 König Friedrich II. bestätigte dem Straßburger Bischof den Besitz des Hofes zu Riegel und weist somit die Ansprüche des Zähringer Herzogs zurück. Demnach müssen die Grafen von Nimburg eine wichtige Position besessen haben, denn in der Urkunde von 1214 wird von einer curtis in Riegel und einer advocatia der Kirche gesprochen. Demnach verfügten die Grafen von Nimburg über Patronat und Gerichtsrechte in Riegel.

1218 Nach dem Tod des letzten Zähringer Herzogs, übernehmen die Üsenberger die Rechte der Burg auf dem Michaelsberg, sowie auch die Rechte an dem abgegangen Ort Niedingen zwischen Riegel und Kenzingen.

1238 Nachweislich sind die Üsenberger seit 1238 Burgherren in Riegel. Burkhard und Rudolf urkundeten in castro Rieggol anlässlich eines Verkaufs und einer Schenkung von Kirchen und Gütern an das 1227 gegründete Zisterzienserkloster Wettingen.

1240 Riegel wird für die Üsenberger eine wichtige Herrschaftsposition, von der sie aus das Kloster Wonnental und die Stadt Kenzingen gründeten. Um 1240 ruft Rudolf von Üsenberg im Weiler Niedingen ein Frauenkloster ins Leben und stattet es mit Holzungsrechten und dem Patronat zu Amoltern, sowie dem Recht zum Bau von Mühlen, Grundbesitz und Einkünften in Kenzingen aus. Dieses Kloster in Niedingen verlegt Rudolf von Üsenberg später nach Kenzingen und gehörte 1244 dem Dominikanerorden an, wurde dann aber 1248 Zisterze und unterstand den Äbten von Tennenbach und Salem. Befürworter für diese Änderung war neben Rudolf von Üsenberg, der Bischof Heinrich II. von Straßburg, denn beide standen politisch im Kampf gegen den Kaiser Friedrich II. von Staufen.

1249 Burkhard und Rudolf II. von Üsenberg beurkunden auf der Burg Riegel die Stadtgründung von Kenzingen.

1286 Im Jahre 1286 urkundeten die Söhne der Brüder Burkhard II. und Rudolf II. von Üsenberg, Hesso IV. und Rudolf III.in Wonnentaler Angelegenheiten auf ihrer Burg in Riegel castro nostro Riegol.

1291 Die Herrschaft der Üsenberger teilt sich. Als Bestandteil der nunmehr oberen Herrschaft fällt Riegel an Hesso IV. von Üsenberg. Nachfolger im Besitz der Burg und dem Ort Riegel wird später Burkhart III.

1336 Burkhart III. von Üsenberg häufte so viele Schulden an, das nach seinem Tod sein Schwager und Vormund Markgraf Heinrich IV. von Hachberg dem Rat und der Gemeinde von Endingen und den Bürgern von Freiburg die Burgen und Herrschaft Höhingen und Riegel zusammen mit Dorf, Höfe und Mühle, Dorf Eichstätten, die Leute zu Bahlingen und Forchheim verpfändete, mit der Auflage über Endingen, Riegel und Höhingen nicht weiter zu verfügen.

1346 Johann von Üsenberg öffnet dem Rat und den Bürgen von Freiburg die Burg Riegel. Er stelle gleiches für Endingen und Höhingen in Aussicht, wenn diese an ihn gefallen sind.

1355 Nachdem Johann Malterer den Fronhof zu Riegel vom Kloster Einsiedeln gekauft hatte, ging von den Snewelin Burg und Dorf mit der Mühle an die Familie Malterer über, nachdem 1353 Johann Malterer den Fronhof zu Riegel bereits gekauft hatte. Diese Herrschaft Riegel, bestehend aus Fronhof, Burg und Dorf, ging später an die Enkel Martin Malterer über, darunter auf Graf Konrad von Tübingen-Lichteneck, dessen Vater mit der Tochter Martin Malterer, Verena, verheiratet gewesen war.

1356 Johann von Üsenberg gelang es nicht, Burg und Dorf zu Riegel zu halten. Er sah sich gezwungen Burg und Dorf Riegel an Johann Snewlin, sowie an Dietrich von Falkenstein zu verkaufen. Snewelin hatte später (1358) auch in Neuershausen üsenbergisches Lehen inne und auch als solches seit 1345 einen Hof in Riegel, wohl die üsenbergische curia.
Über die Burg und Dorf Riegel schloss der Sohn Hesse mit der Stadt Freiburg ein ewiges Bündnis.

1399 Über das Ende der Burg Riegel ist nichts bekannt. Die wird im Jahre 1399 letztmals eindeutig genannt. Danach soll sie entweder verfallen sein und von den Herren von Blumeck abgebrochen oder im Bauernkrieg zerstört worden sein.

1407 Hanmann Snewlin von Landeck kaufte sich in die Herrschaft ein. Dabei wurde der gesamte Komplex des Dorfes Riegel und einem Burgstall beschrieben.

1484 Über das Ende der Burg Riegel ist nichts bekannt. Im Jahre 1484 wird eine Dorfordnung erwähnt, die eine geweihte und vom Papst zugelassene Kapelle nennt. Diese lässt annehmen, dass die Burg anlässlich des Kapellenbaus im 15. Jh. bereits nicht mehr bestanden hat.
   

Quelle: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, Nördlicher Teil Halbband L-Z, Alfons Zettler / Thomas Zotz - Thorbecke Verlag 2006 

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Michaelskapelle Riegel
Fotos: Hans-Jürgen van Akkeren 2000


Video: Hans-Jürgen van Akkeren
Link: http://youtu.be/CTf1BC3R5MY

 


 

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