Hundertjähriger Krieg 1337 - 1453
Frankreich 1429 bis 1453
1328 starb der letzte männliche Kapetinger und französische König Karl IV. Er hinterließ keine direkten Nachkommen, welche nach ihm die Krone von Frankreich übernehmen konnten. Ihm folgte sein Cousin, Philipp von Valois als Philipp VI. aus der nächsten Nebenlinie nach salischem Erbrecht, welches Thronansprüche über weibliche Nachkommen ausschloss. Durch seine Mutter Isabella, die Schwester Karls IV., erhob Edward III. von England trotzdem Ansprüche. Die Unterstützung Schottlands (David II. Bruce) durch Frankreich und die Aufnahme Roberts von Artois, des Gegenspielers von König Philipp VI., durch Edward III. führten zum Ausbruch offener Kriegshandlungen. Durch die nach wie vor rechtlich heikle Stellung des englischen Königs als Lehensträger Frankreichs hatten die Plantagenets erhebliches Interesse, ihre Kontinentalbesitzungen zu erhalten bzw. wiederzuerlangen. Um diese Probleme zu lösen, forderte Edward mit Unterstützung niederländisch-flämischer und deutscher Fürsten die französische Krone. Philipp besetzte daraufhin den letzten übriggebliebenen Festlandbesitz Englands, die Guyenne. Der Hundertjährige Krieg begann.
Die erste Phase des Krieges 1337–1386
Im Januar 1340 ernannte sich Edward III. selbst zum französischen König und fiel mit seinen Truppen von Südwesten in Frankreich ein. Das französische Ritterheer wurde am 26. August 1346 von einem weit unterlegenen Heer, das jedoch etwa 8000 walisische Langbogenschützen mit sich führte, und die Franzosen gar nicht erst herankommen ließ, bei Crécy vernichtend geschlagen und im Jahr darauf konnte Calais nach elf Monaten Belagerung eingenommen werden.
1355 flammte der Krieg erneut auf, als der Sohn Edwards III., Edward, Prince of Wales, Bordeaux einnahm. Im September 1356 errangen die Engländer unter dem „Schwarzen Prinzen“ bei Maupertuis in der Nähe von Poitiers ihren zweiten großen Sieg und nahmen König Johann II. gefangen, der 1350 Philipp VI. auf den Thron gefolgt war.
1360 beendete der Friede von Brétigny die erste Phase des Krieges. Edward III. erklärte seinen Verzicht auf die französischen Thronansprüche gegen ein hohes Lösegeld für Johann und die Abtretung von Guyenne, Gascogne, Poitou und Limousin, die er in voller Souveränität, ohne Lehnsabhängigkeit von der französischen Krone, in Besitz nehmen wollte.
Doch seit 1369 begannen unter Karl V., dem Weisen, die Kriegshandlungen von neuem. In wenigen Jahren eroberten die Franzosen einen großen Teil der verlorengegangenen Gebiete zurück. Sie besiegten 1372 mit Hilfe der Kastilier die englische Flotte bei La Rochelle, eroberten unter Bertrand du Guesclin große Teile der Gascogne zurück und vertrieben die englischen Besatzungen aus der Normandie und der Bretagne.
Der frühe Tod des Thronfolgers Edward of Woodstock 1376 und der seines Vaters Edward III. im darauffolgenden Jahr brachten die englischen Aktionen vorerst zum Erliegen. Nachdem Frankreich die meisten besetzten Gebiete zurückerobert hatte, wurden 1386 die Kampfhandlungen beendet, womit sich beide Seiten eine 28-jährige Pause verschafften; ein offizieller Friedensvertrag wurde jedoch erst 1396 unterzeichnet.
Die zweite Phase des Krieges 1415–1435
Auf den letzten Plantagenet folgten in England zwei fähige Lancasters. Nach Konsolidierung der Macht und der Versöhnung zwischen Krone und dem Parlament rückten die Expansionsgelüste wieder in das zentrale Interesse Englands: die reichen Städte Flanderns und die weiten Güter Aquitaniens.
Frankreichs durch Karl V. kurzzeitig wiedergewonnene Stärke zerrann unter seinem geistesschwachen Nachfolger Karl VI., dem plötzlichen Tod des Dauphins Ludwig und den erbitterten Kämpfen der Hofparteien des Herzogs von Orléans (Armagnacs) und des Herzogs von Burgund (Bourguignons). Die Ermordung beider Parteiführer trieb die Burgunder in ein Bündnis mit England (siehe Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons).
1413 folgte Heinrich V., Urenkel Edwards III. aus dem Haus Lancaster, seinem Vater als englischer König und erneuerte den Anspruch auf den französischen Thron. Er nutzte die politische Lage in Frankreich aus und belagerte 1415 mit seinen Truppen Harfleur und wollte die Normandie erobern. Als Charles d'Albret mit frz. Truppen nahte, zog sich Heinrich in Richtung Calais zurück, wurde aber nach geschickter Umgehung aufgehalten und zum Kampf gezwungen. Nach starkem Regen kam es am Morgen des 25. Oktober 1415 zur Schlacht von Azincourt.
Die Engländer waren dabei zahlenmäßig stark unterlegen, da Heinrich V. bereits einen Großteil seines Heeres bei der Belagerung durch Seuchen verloren hatte. Aber eine schlechte Schlachtaufstellung der französischen Armbrustschützen und der vom Regen aufgeweichte Boden ließen die übermütigen schweren französischen Ritter und die Artillerie im Schlamm stecken bleiben. So wurde der französische Gegenangriff zurückgeschlagen. Die Franzosen gerieten in Unordnung und Panik und wurden schließlich von den englischen Langbogenschützen niedergestreckt. Um genügend Männer für den letzten halbherzigen Angriff versprengter Franzosen bereit zu haben, ließ Heinrich den Großteil der in der Zwischenzeit gefangenen Franzosen kurzerhand töten. Die Schlacht endete für Frankreich in einer Katastrophe: 5.000 Mann des französischen Adels und der Ritterschaft waren gefallen, weitere 1.000 gefangengenommen. Die Engländer hatten nur etwa 100 Mann Verluste zu beklagen.
Heinrich V. setzte 1417 seinen Eroberungsfeldzug fort, bei dem er weite Teile Nordfrankreichs unter englische Herrschaft brachte. In Paris fielen die Burgunder ein und übernahmen die Herrschaft über die Stadt. Nachdem sich König Karl VI. und seine Gattin Isabeau 1418 in der Gewalt der Burgunder befanden, musste der erst 16 Jahre alte, letzte Thronerbe, der spätere Karl VII., aus der Stadt nach Südfrankreich fliehen und verband sich dort mit den Armagnacs.
Im Vertrag von Troyes erklärte 1420 Isabeau für Karl VI. schließlich ihren Sohn, Karl den Dauphin, für illegitim und schloss ihn damit von der Thronfolge aus. Als Erbe wurde Heinrich V. eingesetzt. Dieser starb überraschend 1422. Karl VI. folgte ihm kurz darauf ins Grab. Die Franzosen erkannten den Vertrag daraufhin nicht mehr an und riefen den Dauphin als Karl VII. zum König von Frankreich aus. Der englische Regent John of Lancaster war bestrebt, die Anerkennung des Vertrages von Troyes im gesamten Königreich für den einjährigen Heinrich VI. durchzusetzen. Die Engländer eroberten Nordfrankreich bis zur Loire-Linie und begannen 1428 mit der Belagerung von Orléans, dem Schlüssel zu Südfrankreich und dem Dauphin in Bourges.
In dieser verzweifelten Lage schöpften die Franzosen nun durch das Auftauchen eines jungen Mädchens wieder neuen Mut – Johanna von Orléans. Von ihren göttlichen Visionen geleitet, überzeugte sie den Dauphin, dass sie die Franzosen zum Sieg führen würde, und hob schließlich die Belagerung von Orléans auf.
1430 wurde Karl VII. in Reims zum König von Frankreich gekrönt. Es wurden bald darauf, unter dem Einfluss der Friedenspartei am Hofe, Friedensverträge mit Philipp dem Guten von Burgund geschlossen. Diese nutzte Philipp jedoch dazu, Verstärkung nach Paris zu schaffen. Als der Angriff auf Paris dann letztendlich erfolgte, wurden die Franzosen unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Karl und seinen Ratgebern wurde klar, dass die englisch-burgundische Allianz zu stark war und gebrochen werden musste.
Karl VII., dem es auch während dieser dramatischen Ereignisse an Kühnheit mangelte, untersagte Johanna von Orleans jede weitere militärische Aktion, um die fortschreitenden Verhandlungen mit den Burgundern nicht weiter zu gefährden. Diese zog daraufhin auf eigene Faust gegen die Besatzer. Karl entledigte sich ihrer durch Verrat bei Compiègne, und sie wurde von den Burgundern gefangengenommen und für stattliche 10.000 Franken an die Engländer verkauft.
In dem folgenden Inquisitionsprozess warf man Johanna einen Pakt mit dem Teufel, das Tragen von Männerkleidung und einen kurzen Haarschnitt vor. Am Ende wurde sie der Ketzerei für schuldig befunden und am 30. Mai 1431 in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Schließlich erreichte Karl VII. durch die Vermittlung von Papst Eugen IV. und dem Konzil von Basel im Vertrag von Arras (1435) eine Verständigung und die Lösung Burgunds von England.
Die dritte und letzte Phase des Krieges 1436–1453
Doch selbst mit dem Tod von Johanna konnten die Engländer die Niederlage im Hundertjährigen Krieg nicht mehr abwenden. Heinrich VI. wurde zwar noch im selben Jahr in Paris zum französischen König gekrönt, doch hatte dies nicht annähernd die gleiche politische Wirkung wie die Krönung Karls in Reims.
Nachdem 1435 der Herzog von Burgund das Bündnis mit England aufgegeben hatte, waren die Franzosen auf dem Vormarsch. Der seit 1436 mündige, aber leicht beeinflussbare Heinrich VI. von England vermochte dem nichts entgegenzustellen. 1436–1441 erfolgte die Rückeroberung der Île-de-France, trotz des französischen Adelsaufstandes der Praguerie unter einem der wichtigsten französischen Feldherrn und Diplomaten: Dunois. 1437 zog Karl VII. – der Siegreiche – in die Hauptstadt Paris ein. Darauf folgten französische Vorstöße nach Südwestfrankreich (1442) und in die Normandie (1443), die nach dem Waffenstillstand von 1444 in den Jahren 1449/50 endgültig an Frankreich verloren ging.
Die Handlungsunfähigkeit der Engländer resultierte aus der Verbannung und Ermordung des wichtigsten Ratgebers des Königs durch das Parlament, den Aufstand 1451 und dem 1452 versuchten Staatsstreich des Herzogs von York. 1453 folgte der gesundheitliche Zusammenbruch des Königs. Die um ihren Brückenkopf Calais besorgten Engländer eröffneten eine Gegenoffensive, die aber mit Niederlage und Tod des englischen Heerführers John Talbot bei Castillon endete. Bordeaux unterwarf sich definitiv der französischen Krone (1453).
Mit diesem Sieg fielen alle von Engländern beherrschten Territorien auf dem Festland – Calais erst 1559 – an Frankreich zurück. England versank in den folgenden 30 Jahren in den Rosenkriegen zwischen den Häusern Lancaster und York. Ihren Anspruch auf die französische Krone gaben die englischen Könige allerdings erst im Jahre 1802 auf.
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Quellen:
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